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Theatertraditionen aus Myanmar von Ingo Stoevesandt Ein weiterer großer Schwerpunkt der Traditionen Burmas liegt in den vielfältigen Theatertraditionen. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden diese stark von den Traditionen Thailands beeinflusst und später durch die birtische Kolonialherrschaft gravierend verändert. Trotz dieser vielzähligen Einflüsse haben sich eigenständige Genres entwickelt, die alle die elementaren Bestandteile vieler burmesischer Traditionen teilen. So ist seit etwa 800 Jahren vor allem das Puppenspiel weit verbreitet gewesen, Anfang des letzten Jahrhunderts fast in Vergessenheit geraten und momentan wieder belebt worden. Die hoch entwickelte Kunst der Manipulation der kunstvoll angefertigten Marionetten hatte sogar einen höheren Stellenwert als das "reale" Schauspiel, da die Marionetten auch öffentlich den König kritisieren durften und insgesamt mehr Freiheiten genossen als die realen Schauspieler und Tänzer. Auch hier stehen mintha und minthamee im Zentrum der Stücke, und neben ihnen finden sich viele weitere wichtige Figuren aus der Geisterwelt, den Geschichten des Ramayana und dem burmesischen Alltag. Eine Übersicht der Figuren und ihrer Funktion und Geschichte finden Sie hier. (Pbase) Leider gibt es heute nur noch wenige Puppenspieler in Burma, und auch die Kunst der Herstellung dieser Puppen ist dabei, für immer zu verschwinden, da weder die Puppenspieler noch die Hersteller heute davon leben können. Und auch Kinofilme und das Fernsehen haben dem Puppenspiel die Faszination geraubt - wenn jedoch einmal ein seltenes Puppenspiel in alter Tradition abseits der Touristenversionen in den Hotels aufgeführt wird, kann man immer noch sehen wie sehr auch heute noch Jung und Alt von dieser in Burma einzigartigen Tradition fasziniert werden. Das Gleiche gilt für die aktuell praktizierten Tanz und Theateraufführungen. Sie werden meist mit einem traditionellen Teil eröffnet und meist auch beendet, und diese traditionellen Parts werden vom burmesischen Publikum mit der gleichen Begeisterung bedacht wie der moderne Hauptteil. So ist das allgegenwärtige Zat Pwe Fesitval inzwischen eine Art moderner Jahrmarkt geworden, und obwohl auch hier wieder die Hauptfiguren mintha und minthamee auftreten, verwandeln sie sich im Laufe der Show zum beinharten Rapper oder zum Diskogirl und verwandeln so das traditionelle "zat pwe" in eine Art moderne Rockoper. Das einstige Bravourstück der tanzenden Hofdamen "anh nyeint" mit dem mintha im Mittelpunkt hat sich inzwischen zu einer stundenlangen Comedynummer verwandelt, in der heute nur noch wenig getanzt ider gesungen, dafür aber viel Slapstick geboten wird. Bei den ebenfalls häufig statt findenden Nat Pwe Geisterbeschwörungen tanzen transsexuelle Medien in den Rollen der beschwörten Geister in schnell auf der Strasse aufgebauten Festzelten, und nicht selten fallen viele Zuschauer in Trance oder glauben sich besessen. Diese beinahe alltäglichen Festivals und Aufführungen verbleiben als letzter Anklang an eine einstmals reichhaltige Tradition. |